Trauer um Manfred Drum

Er war ein unruhiger Geist, ein Visionär, ein Multiplikator und Ideengeber, der für seine Umgebung oft anstrengend sein konnte und trotzdem ganz viel bewirkt hat. Manfred Drum, einer der Gründungsväter von wagnis, ist am vergangenen Donnerstag im Alter von 86 Jahren gestorben.

Viele Impulse für die Stadtgestaltung

Dass die wagnis eG in diesen Tagen ihr siebtes Wohnprojekt abschließen kann, daran hat Manfred Drum einen bedeutenden Anteil. Denn mit dem Verein „Urbanes Wohnen“, den er im Jahr 1973 mitgegründet hat, hat er viele Impulse für die Stadtgestaltung gegeben, Pläne und Projekte zur Bürgerbeteiligung und Nachbarschaftshilfe angestoßen und verwirklicht und so auch den Weg für die spätere Wohnbaugenossenschaft wagnis gebahnt, die er 27 Jahre später mit 20 anderen MitstreiterInnen aus der Taufe gehoben hat. Auf diesem Weg war seine Frau Ingrid eine wichtige Begleiterin; mit ihr zusammen ist er 2005 in das erste wagnis-Projekt am Ackermannbogen eingezogen und hat erlebt, dass viele seiner Konzepte rund um solidarische Nachbarschaft, Bewohnerbeteiligung, Netzwerken im Quartier und Kunstaktionen vor der Haustür Realität geworden sind.

1934 wurde Manfred Drum in Mannheim geboren; nach dem Abitur begann er 1954 das Architektur-Studium an der TU München. Und hier kristallisierte sich schon bald eine weitere wichtige Verbindung in seinem Leben heraus, nämlich der Bezug zu Kunst und Kultur. 1955 gründete er mit anderen Studenten das Mechanische Theater „Spieldose“, ein Puppentheater mit experimentellem Charakter. Bald war auch seine spätere Ehefrau Ingrid an seiner Seite, 1967 heirateten sie und bekamen drei Kinder.

Natur, Kultur und Nachbarschaft miteinander verbinden

Nach seinem Studium war Manfred Drum zunächst als Planer und Projektleiter für verschiedene Architekturbüros tätig, unter anderem arbeitete er beim Bau des Olympiadorfs, der Deutschen Botschaft in London und des Verwaltungszentrums der HypoVereinsbank mit. Mit der Gründung des Vereins „Urbanes Wohnen – Verein für besseres Wohnen in der Stadt“ wechselte er die Blickrichtung. Ihm ging es darum, nicht Planung von oben nach unten zu betreiben, sondern die BewohnerInnen an der Gestaltung ihres Wohnumfeldes zu beteiligen. Natur, Kultur und Nachbarschaft miteinander zu verbinden, das war seine Lebensaufgabe und die Grundlage für unzählige Aktivitäten und Initiativen, angefangen von den Grünen Gartenhöfen über sein Engagement zur Rettung der Seidlvilla bis hin zur Grünen Achse Schwabing, die heute den Olympiapark mit dem Englischen Garten verbindet.

In der Seidlvilla fand der Verein „Urbanes Wohnen“ 1991 seine Heimat. Dort initiierte Manfred Drum auch die Wohnprojekttage in den neunziger Jahren, bei denen sich die ersten MitstreiterInnen trafen, die sich für neue partizipative Wohnformen interessierten. Und in diesen Räumen tagten schließlich die ersten wagnis-GenossInnen. In der wagnis-Gründungsgeschichte hat Manfred Drum eine entscheidende Rolle gespielt. „Er war in der Stadtverwaltung bekannt, hatte Kontakte ins Planungsreferat, kannte viele Stadträte“, erinnert sich Günter Hörlein, Vorsitzender des wagnis-Aufsichtsrats. „Und damit hat er uns viele Türen geöffnet.“

Seine lange Erfahrung in der Zusammenarbeit mit öffentlichen Institutionen und sein erfinderischer Geist auf der Suche nach staatlichen Fördertöpfen ist wagnis oft zugutegekommen, zum Beispiel bei der Planung des Nachbarschaftstreffs, beim Bau der Kulturpassage oder der Erstellung der KreativGarage mit Mitteln aus dem Ex-WoSt-Programm. Seine Kontakte zu vielen KünstlerInnen bereicherten das Leben am Ackermannbogen, ob mit farbenprächtigen Auftritten von Stelzenläufern und Sambatrommlern bei Festen oder mit Freiluft-Aufführungen der legendären Geierwally.

Er hat ganz viele Spuren hinterlassen

Für sein Engagement hat Manfred Drum zahlreiche Auszeichnungen erhalten, unter anderem 1999 die Medaille „München leuchtet“ in Bronze und 2013 das Bundesverdienstkreuz am Bande. In den vergangenen Jahren verschlechterte sich sein gesundheitlicher Zustand. Seine Frau Ingrid war bereits 2012 gestorben. Trotzdem konnte er fast bis zum Schluss in seiner Wohnung bleiben, versorgt von Familie, Pflegern und NachbarInnen, die sich regelmäßig um ihn kümmerten.

Manfred Drums Wirken bleibt über seinen Tod hinaus sichtbar. „Er hat ganz viele Spuren hinterlassen, die Ergebnisse seiner Arbeit kann man überall sehen“, sagt Doris Knaier, Mitglied des wagnis-Aufsichtsrats und langjähriges Mitglied im Verein Urbanes Wohnen. „Beim Bummel durch Schwabing ist alles zu besichtigen, was er geschaffen hat, die grünen Hinterhöfe, die grünen Schulhöfe, die Wohnprojekte, die Fahrradstraße durch die Clemensstraße, die Grüne Achse: Das alles bleibt greifbar.“

Die Trauerfeier für Manfred Drum findet im engen Familienkreis statt. Im Sommer ist eine Gedenkveranstaltung im größeren Rahmen geplant.

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