Gemeinschaftsmacher statt Reihenhaus
Es war ein langer und steiniger Weg mit vielen Hindernissen, aber nun ist das Ziel erreicht. Am Freitag, 14. Juni, wurde das neue Projekt wagnisWEST, das wagnis zusammen mit der München-West gebaut hat, eingeweiht. Und mit den Bewohner*innen feierten viele Gäste aus dem Stadtrat, dem Bezirksausschuss, der Verwaltung, von den Planungsteams, den beteiligten Firmen, von anderen Genossenschaften und viele mehr, die die Entstehung dieses besonderen Projekts seit 2017 begleitet haben. Am Morgen hatte sich schon Verena Dietl, 3. Bürgermeisterin der Landeshauptstadt, Zeit für eine Besichtigung genommen.
Gemeinsame Kraftanstrengung
wagnis-Vorständin Rut Gollan und Thomas Schimmel, Vorstand der Wohnungsgenossenschaft München-West (WGMW), skizzierten in ihrer Begrüßung die Entwicklung des Projekts. Beide Genossenschaften waren an der zentralen Lage des Baufelds, mitten im Quartier, interessiert, und sie beschlossen, in einer gemeinsamen Kraftanstrengung das Vorhaben auf die Beine zu stellen. Zunächst einmal galt es, den Bebauungsplan weiterzuschreiben, denn die ursprüngliche Planung sah im Innern des Grundstücks eine reihenhausähnliche Struktur vor. Heute steht hier der Gemeinschaftsmacher, das zentrale Gebäude in der Mitte des Grundstücks mit zahlreichen Gemeinschaftsräumen im Erdgeschoss. Der großzügige Innenhof und die lebendige Microstadt ermöglichten viele zusätzliche Qualitäten: der Rahmenplan hatte noch viele versiegelte Flächen im Hof für die Anfahrt der Feuerwehr und kaum "echte" Freiflächen vorgesehen. Rut Gollan und Thomas Schimmel bedankten sich bei der Stadt für die Offenheit und die Unterstützung, diese Änderungen mitzutragen.
Viele besondere Momente und auch Hindernisse zählten die beiden Vorstände noch auf, die in den weiteren Jahren aus dem Weg geräumt werden mussten. Besonders tragisch war der plötzliche Tod des Architekten Walter Hable, der mit der Ausführungsplanung beauftragt worden war. Hier sprangen die beiden Architekturbüros Köhler und Titus Bernhard kurzfristig in die Bresche und halfen in dieser Notsituation engagiert mit, das Projekt weiter voranzutreiben. Covid, Ukrainekrieg, steigende Bau- und Zinskosten, Schneechaos: die Hiobsbotschaften rissen auch in den folgenden Jahren nicht ab. Da ging ein großes Dankeschön nicht nur an die Planungsteams und die am Bau beteiligten Firmen, sondern auch an die Bewohner*innen, die mit großer Geduld Covid-Abstandsregeln, Baustellenchaos und Verschiebungen der Bezugstermine hingenommen haben.
Planer*innen freuen sich über das gelungene Projekt
Für die Planungsbüros gratulierten Jan Fischer vom Architekturbüro Alles Wird Gut (AWG), Maximilian Köhler, Titus Bernhard und Florian Otto vom Landschaftsarchitekturbüro bauchplan. Allen stand die Freude ins Gesicht geschrieben, dieses besondere Projekt, das an vielen Stellen neue Wege wagt, nun mit Leben erfüllt zu sehen. Glückwünsche kamen auch von Sebastian Kriesel, Bezirksausschussvorsitzender in Freiham, der sich dafür bedankte, dass ein ganzer Stadtteil von diesem Projekt profitieren könne: „Danke, dass Sie mit uns in Freiham das Wagnis gemacht haben.“
Evelyn Endler und Hauke Holtkamp sprachen stellvertretend für die rund 350 Bewohner*innen. Seit der ersten Stunde ist Evelyn Endler Mitglied in der Baugruppe, sie spannte den Bogen von der ersten Radltour im Herbst 2017 über viele Plenen und Workshops, auf denen über Balkone, Selbstverwaltung, Außenraum und Gemeinschaftsräume diskutiert wurde, bis hin zu zahlreichen Festen wie Grundsteinlegung, Richtfest und Picknicken auf dem Feld. Erst seit einigen Monaten ist Hauke Holtkamp mit seiner Familie dazugestoßen, er bedankte sich für das herzliche Willkommen in der Baugruppe und die Leistungen der Pionier*innen.
Film über das Zusammenwirken der beiden Genossenschaften
Zu Beginn der Veranstaltung hatte ein rund zehnminütiger Film die Entwicklung des Projekts noch einmal nachgezeichnet und das Zusammenwirken der beiden Genossenschaften deutlich gemacht, Rut Gollan und Thomas Schimmel kamen ausführlich zu Wort und unterstrichen die Bedeutung des genossenschaftlichen Wohnungsbaus. Auch Bewohner*innen waren interviewt worden, Drohnenaufnahmen zeigten noch einmal aus verschiedenen Blickwinkeln die besonderen Qualitäten des Projekts. Am Freitagnachmittag konnten sich die Besucher*innen bei Führungen selbst einen Eindruck davon verschaffen, ob von den zahlreichen Gemeinschaftsräumen, den beiden Dachterrassen, die allen Bewohner*innen offenstehen, oder dem kommunikativen Treppenhaus im Atriumhaus.
Beim Einweihungsfest hatten im Vorfeld wieder viele Hände mitangepackt, Bänke und Pavillons aufgebaut, Gemeinschaftsräume vorbereitet und Kuchen gebacken. Natürlich wurde an diesem Tag auch kräftig gefeiert, wie bei jedem wagnis-Fest kamen Musik und Essen nicht zu kurz. Zum Ausklang des Abends versammelten sich die Bewohner*innen zum Public Viewing im Treppenhaus vom Atriumhaus, und der Auftaktsieg der deutschen Mannschaft setzte den gelungenen Schlusspunkt für diesen Festtag.
Fotos: Thomas Schimmel und Rut Gollan begrüßen die Gäste. Auf dem Pflasterteppich der Microstadt versammelten sich die Gäste. Zum Ausklang gab es Public Viewing im Treppenhaus des Atriumshauses.