Bezahlbaren Wohnraum schaffen

Die Situation ist dramatisch. Laut Deutschem Mieterbund werden in den nächsten Jahren immer mehr Menschen 40 Prozent ihres Einkommens und mehr allein für die Miete ausgeben müssen. Das belastet vor allem Haushalte mit geringem Einkommen. Was ist nötig, um bezahlbaren Wohnraum zu bekommen, fragte Moderatorin Christina Berndt von der Süddeutschen Zeitung bei einer Podiumsdiskussion, zu der die Friedrich-Ebert-Stiftung Ende Mai ins Kunstlabor in der Dachauer Straße eingeladen hatte. Neben Beatrix Zurek, Landesvorsitzende des Deutschen Mieterbundes Bayern, und Florian von Brunn, Landesvorsitzender der SPD in Bayern, nahm auch wagnis-Finanzvorstand Maurice Attenberger (Foto) an der Debatte teil.

„Das Thema Wohnen kann man nicht dem freien Markt überlassen, hier muss man regulierend eingreifen“, sagte Beatrix Zurek. Sie forderte, die richtigen Wohnungen zu bauen, nämlich öffentlich geförderten und genossenschaftlichen Wohnraum.

Die schwierige Situation, der sich die Genossenschaften zurzeit ausgesetzt sehen, beleuchtete Maurice Attenberger. Steigende Energiekosten, hohe Bau- und Finanzierungskosten erschwerten Neubauprojekte. Dennoch komme wagnis dem Auftrag der Mitglieder, neuen Wohnraum zu schaffen, nach und habe sich jetzt auch entschieden, ein Grundstück in Augsburg zu kaufen. Attenberger wünschte sich von den Kommunen, mehr Grundstücke für genossenschaftlichen und gemeinwohlorientierten Wohnungsbau zur Verfügung zu stellen. Weitere Punkte auf seiner Wunschliste: massive Förderungen für den bezahlbaren Wohnungsneubau und dabei besonders auch Kontinuität und Planbarkeit für Bauherr*innen. Denn hohe Baukosten bedeuteten hohe Mieten.

Florian von Brunn zählte drei Handlungs-Ebenen auf: es sei nicht nur wichtig, mehr bezahlbaren Wohnraum zu bauen, sondern auch über das Thema Boden zu sprechen und eine gesellschaftliche Debatte über soziale Verantwortung anzustoßen. Der Kernpunkt: Soll eine kleine Gruppe von Menschen, die ohnehin schon große Vermögen im Immobilienbereich besitzt, noch immer mehr anhäufen?

Mehrmals wurde in der Diskussion auf die Bodenrechtsreform verwiesen, die Hans-Jochen Vogel schon in den siebziger Jahren vorgeschlagen hatte, um der Explosion der Baulandpreise Einhalt zu gebieten und zu verhindern, dass nur Grundstücksbesitzer von dem enormen Wertzuwachs profitieren. Auch wenn die Bodenrechtsreform weiterhin ein großes Ziel sei, so könne man zumindest kleine Schritte in diese Richtung unternehmen, indem Kommunen keinen Boden mehr verkaufen, merkte Beatrix Zurek dazu an. Das würde für eine Preisdämpfung sorgen.

Zum Thema „Bezahlbarer Wohnraum in Bayern“ hat die Friedrich-Ebert-Stiftung eine Ausstellung erarbeitet, die an diesem Abend zum ersten Mal präsentiert wurde. Elf Plakate informieren über die Entwicklung der vergangenen Jahre in Bayern, zeigen die Problempunkte auf und stellen Lösungsansätze vor. Die Präsentation ist als Wanderausstellung gedacht, die bayernweit gezeigt werden soll. (Fotos: FES Bayern/Petra Höglmaier)

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